Der rackmontierte Vorverstärker Marshall JMP-1 wurde meinem Marshall erstmals 1992 vorgestellt. Ist dieser wertorientierte Marshall JMP-1 der beste Vorverstärker aller Zeiten? Einige Leute mögen das bezweifeln, aber nach über 20 Jahren Gitarrenspiel bin ich überzeugt, dass dies der vielseitigste Vorverstärker in der Branche ist. Und… es ist ein einfacher Vorverstärker.
Ein Klassiker in der Musikgeschichte
Es sind viele (kombinierte) Vorverstärker erhältlich, aber nicht so großartig wie der JMP-1. Der JMP-1 hat die Fähigkeit, Klänge, die aus den zwei Clean- oder zwei Overdrive-Kanalwahlen programmiert wurden, in jedem seiner 100 Patch-Speicherplätze zu speichern, von denen jeder MIDI-mappbar und MIDI-wählbar ist. Die Kompatibilität mit Rack-Effektprozessoren wird durch die Möglichkeit der Pegelauswahl in der programmierbaren Effektschleife gewährleistet. Darüber hinaus bietet die integrierte Lautsprecheremulation die Möglichkeit der direkten Verbindung mit der PA oder dem Aufnahmepult für die massivsten Direktklänge, die man sich vorstellen kann.
Der erste Röhrenamp kam auch von Marshall
Die Fachwelt staunte nicht schlecht, als der Verstärkergigant Marshall im Jahre 1992 den ersten eigenen Röhrenpreamp präsentierte. Natürlich im 19″-Rackformat, denn das war ja seit Mitte der 80er Jahre schließlich die angesagte Art, um all den Effekten, Endstufen und Equalizern ein sicheres und zugleich praktisch zu transportierendes Zuhause zu bieten. Die Ausstattung konnte sich sehen lassen, so besaß der Marshall JMP-1 vier Kanäle, eine MIDI-Schnittstelle mit IN/OUT und THRU, einen Stereo-Effektweg, einen Kopfhöreranschluss und neben den Ausgangsbuchsen in zweifacher Ausführung sogar zwei weitere Anschlüsse, die das Signal mit einer Lautsprechersimulation abgaben. Nicht zu vergessen sei natürlich auch die Speichermöglichkeit, die mit 99 Presets selbst heute noch viel zu viel ist.
Fünfundzwanzig Jahre sind seitdem vergangen – eine verdammt lange Zeit. Doch hat sich seitdem wirklich etwas an unseren Hörgewohnheiten oder dem Soundgeschmack geändert? Klingt der goldene Rackeinschub deswegen heute etwa „oldschool“ oder besitzt Nachteile bei der Bedienung? Und wie hat unser Proband die Zeit überstanden, funktioniert noch alles so, wie damals in den frühen 90ern? Aus unserer Amazona Reihe Zeitmaschine werfen wir heute den Blick zurück auf den Marshall JMP-1!
Facts & Features
Das war noch richtig schweres Gerät, was Marshall damals mit dem JMP-1 auffuhr! Stolze 4,5 kg bringt das 1 HE hohe und 26 cm tiefe Metallgehäuse im konformen 19″-Format auf die Waage. In Anlehnung an die goldenen Bedienpanels der Marshall Amps bekam der JMP-1 ebenso eine Frontblende aus goldeloxiertem Aluminium verpasst, was zusammen mit dem schwarzen Bedienpanel nicht nur einen markenspezifischen Wiedererkennungswert besitzt, sondern auch heute noch keineswegs „altbacken“ wirkt. Zeitloses Design, das trifft die Sache wohl ganz gut. Nur auf die typischen Marshall Knöpfe mit ihren goldenen Deckeln hat man verzichtet, aber allzu viele Regler zum Drehen gibt es an der Front ohnehin nicht, hier überwiegen eindeutig die Schalter!
Die übrigen Schalter sind genauso logisch wie sinnvoll abgebracht und ermöglichen einen schnellen und einfachen Zugriff auf die wichtigsten Parameter des Preamps. Das sind natürlich vornehmlich Gain und die Klangregelung, die mit vier Bändern (Bass, Middle, Treble und Presence) vollwertig ausgestattet ist. Als Bonus diente der „Bass Shift“ Button, mit dem auf Knopfdruck der Bassbereich aller vier Grundsounds gestrafft werden konnte.
Der Schalter mit der Bezeichnung „Effect“ dient zum Einpegeln der Effektintensität, die am FX-Loop anliegt, mit „Channel“ wird der MIDI-Kanal bestimmt, auf dem der JMP-1 senden und empfangen darf. „Map“ dient dazu, die Programmwechsel bei zusätzlich angeschlossenem MIDI-Equipment – und das dürften damals überwiegend 19″-Multieffektprozessoren gewesen sein – zu organisieren. Nach dem Drücken des gewünschten Schalters sind die entsprechenden Parameter dann mit dem Poti „Data“ regelbar, komplettiert wird die Schalterflut durch „Patch“ und „Store“, die zur Auswahl der 99 Presets bzw. zum Abspeichern der eigenen Kreationen dienen.