Sie mag wie ein weiterer Les Paul-Klon aussehen, aber kommen Sie etwas näher. Auf der Kopfplatte steht Spear – Kurzform für hohe Spezifikation und niedrige Preise – und was haben sie mit diesem Finish gemacht?

Der Klang ist warm und kräftig

Black i, die offiziellen Vertriebspartner von Spear in Großbritannien, erröteten vor Aufregung über die RD-W. „Spear ‚Buckers mit Alnico-Magneten geben einen warmen, vintage-ähnlichen Ton“, gurrten sie. „Der Korpus ist aus rosafarbenem Mahagoni… ein helles Tonholz, das all das Sustain und den Ton von regulärem Mahagoni hat, ohne das rückenschädigende Gewicht.
Keine Sorge, die Gitarre ist nicht rosa. Der Ruf von Spear steigt dank all der Qualitätskomponenten, die sie liebevoll auf ihre Gitarren rammen.

Nehmen Sie diese Alnico-Humbucker. Jeder, der mit Slash vertraut ist, wird eine ungefähre Vorstellung davon haben, wo diese Dinger klanglich stehen: Sie sind warm, dynamisch und können den Blues bis zum Rock und wieder zurück rocken.

Bei hoher Lautstärke eignet sich der RD-W hervorragend, um Ihre Gary-Moore-Maske aufzusetzen und diese Parisienne-Walkways zu betreten.

Der Hals (herrje, der Hals!) ist schlank, am Körper angeklebt, und eine große Überraschung. Möchtegern-Shredder werden fasziniert sein, während junge Spieler und Leute mit kleinen Händen ihn sehr gut finden werden.

Die offenporige Ausführung ist umstritten. Die Köpfe der Puristen werden sich wie Linda Blair drehen, während bei anderen nur Kekskrümel in den Rillen stecken bleiben.

Die Verarbeitung ist sehr detaliert gemacht

Der Hals besteht aus Mahagoni, das Griffbrett aus afrikanischem Ebenholz mit Abalone-Inlays. Beides Hölzer, die hervorragende Schwingungseigenschaften mitbringen. Auf dem Hals befinden sich 22 Jumbo-Bünde. Wir haben es hier mit der üblichen 24,75″-Mensur zu tun. Die vergoldeten Mechaniken sind gekapselt und haben ein Übersetzungsverhältnis von 1:18. Ein Graphitsattel rundet das Bild ab und auf der Kopfplatte befindet sich der Zugang zum Halsspannstab.

Jetzt aber zum wichtigsten: dem Klang. Unverstärkt würde ich den Sound als warm, rund und leicht drahtig beschreiben. Offene Akkorde klingen sauber aus und Single Notes werden mit viel Sustain gehalten. Der Hals ist super zu bespielen, die Saiten sind in der Lage auch so eingestellt, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bespielbarkeit und Scheppern herrscht. Moment…Scheppern konnte ich nicht wirklich feststellen. Warum? Dazu kommen wir gleich. Ich habe drei Verstärker/Boxen-Kombinationen getestet. Auch hier wieder ein Dank an meine extrem toleranten Nachbarn. Zum einen ein JTM45 an einer 2x12er-Box mit Celestion V30. Außerdem mein neuer Freund, der Hughes & Kettner Tubemeister 36 an einer 4×12 Marshall 1960AV, die ich mir extra für diesen Test geliehen habe. Mit einem Satz: Diese Gitarre kann es! Rock, Blues, Jazz und auch härtere Gangarten sind drin. Spielerische Fehler verzeiht das Instrument nicht und gibt diese ungeschönt an den Amp weiter. Hier merkt man, ob der Ton aus den Fingern oder nur aus der Technik danach kommt. Die Volumen- und Tone-Potis nehmen akkurat am Klanggeschehen teil und erweitern die klangliche Vielfalt des Instruments.

Schnallst Du dir die Gitarre um, fühlt sie sich sehr vertraut an, sofern Du an die Originale gewöhnt bist. Für Strat-Spieler ist das Gewicht sicher erst einmal etwas ungewöhnlich. Eine Kopflastigkeit konnte ich nicht feststellen. Ab Werk ist die Gitarre schon sehr gut eingestellt, am Halsspannstab musste ich nicht drehen. Minimales Tuning brauchte man für die Oktavreinheit. Die Werkssaiten sollte man alsbald wechseln – ich habe aber noch nie erlebt, dass die Saiten, die ab Werk aufgezogen sind, supertoll sind. Auch wenn es sich um D’Addario handelt.

Die gesamte Hardware ist vergoldet und macht einen sehr wertigen Eindruck. Die Lackierung ist sehr eben, grobe Ungereimtheiten sind nicht auszumachen. Genau in der Mitte der Gitarre sind die beiden Ahorn-Funiere zusammengefügt. Bei der Brücke haben wir eine Tune-o-matic Bridge vor uns.